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Schütze Deine Inbox (5): Werd' zum Phantom

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«Vieanna» © Ian Woods«Vieanna» © Ian Woods

Der fünfte Teil dieser Miniserie Schütze Deine Inbox zeigt Ihnen, wie Sie Wegwerf-Inboxen (Email, Telefon und vor Ort) einrichten und entsorgen können, sobald sie dort unerwünschten Input erhalten.

Fangen wir mit einem dicken Achtung an: diesen Artikel schrieb ich, weil mich Spammer, Telefonverkäufer und neugierige Firmen nerven - sie versuchen, jeden Fetzen Information über mich zu ergattern, damit sie ihr Wissen weiter verkaufen, mich ungefragt anrufen oder mir ihre sterbenslangweiligen, unerwünschten «News»-Letter mailen können.

Dieser Artikel ist für Sie, wenn es Ihnen genau so geht. Suchen Sie dagegen Hilfen für den Aufbau einer Briefkastenfirma: nicht mit mir. Wenn Sie hier weiterlesen, denken Sie bitte auch immer daran, dass jede/r die vorgestellten Dienste nutzen kann - es gibt vielleicht jemanden, der Sie gerade damit übers Ohr zu hauen versucht. Für eine tiefer gehende Diskussion über die rein praktischen Aspekte digitaler Identität hinaus empfehle ich einen Besuch beim Digital Identity Forum.


Wegwerf-Identitäten besorgen

Ihnen gehen also langsam die Ideen aus, wie Sie sich diesmal auf diesen nervenden Online-Formularen nennen sollten? Donald Duck wird auf Dauer langweilig?

Versuchen Sie mal den Fake Name Generator. Wählen Sie Ihr bevorzugtes Geschlecht, Ihr Land und den typischen Namensstil (auch deutsch Klingendes kann erzeugt werden) und sofort bekommen Sie eine Phantasie-Person geliefert, zum Beispiel:

Tobias Herrmann
Flughafenstrasse 64
92232 Sulzbach-Rosenberg

Email Address: Tobias.Herrmann@pookmail.com

Phone: [von mir gelöscht]
Mother's maiden name: Mahler
Birthday: January 3, 1982

MasterCard: [von mir gelöscht]
Expires: 5/2008

Selbstredend existiert Tobias nicht.

Verwenden Sie Wegwerf-Emailadressen

Am einfachsten und anonymsten: mit Mailinator können Sie Fremden einfach irgendeine Mailadresse nach dem Muster angela.merkel@mailinator.com geben, Sie müssen weder diese Adresse noch sich selbst erst registrieren. Jeder kann den Inhalt von Angelas Mailbox auf der Website von Mailinator anschauen (kein Passwort, keine Registrierung nötig). Nachteile: keine Dateianhänge empfangbar, kein POP- / IMAP-Zugang, Sie können keine HTML-Emails empfangen und alles ist, wie gesagt, öffentlich.

2Prong gibt jedesmal eine neue Email-Adresse aus, wenn Sie diese Website besuchen. Die Mailadresse wird praktischer Weise automatisch auf Ihre Zwischenablage kopiert (klappt auch unter Linux). Nachteile auch hier: keine HTML-Mails empfangbar, keine Dateianhänge. Und wie bei Mailinator kann jeder Ihre Mailbox lesen.

Spamgourmet ist ein bisschen anders: Sie registrieren sich dort mi einem Benutzernamen, sagen wir «orpheus», und mit einer gültigen Email-Adresse. Danach können Sie beliebig viele Email-Adressen nach dem Schema NervigeFirma.3.orpheus@spamgourmet.com an Fremde in nervigen Firmen verteilen. Genau 3Emails an diese Wegwerf-Adressen werden im beispiel an Ihre echte Email-Adresse weitergeleitet. Danach wird alles Weitere abgeblockt. HTML-Emails und kleinere Dateianhänge sind empfangbar. Offensichtlicher Nachteil: Wenn Spammer Ihren Benutzernamen kennen, in unserem Beispiel «orpheus», können sie Ihnen endlos Spam schicken, bis Sie entweder Ihren Benutzernamen ändern oder in Spamgourmets Optionen für Fortgeschrittene die Präfix-Funktion einschalten.

Bei about.com hat Heinz Tschabitscher eine Liste weiterer Anbieter zusammengestellt und bewertet. Noch mehr Anbieter finden Sie auf der Open-Directory-Seite zum Thema.

Verwenden Sie Wegwerf-Telefonnummern

Eins vorneweg: in den USA ist das deutlich einfacher als zum Beispiel in Deutschland.

Kostenlose Dienste wie bei Privatephone reichen als einfache, anonyme Anrufbeantworter vollauf, bis zu 10.000 Nachrichten können Sie dort abgespeichert aufheben. Sie können den Dienst so einstellen, dass Sie für jeden Anruf mit Nachricht eine Email bekommen oder einfach regelmäßig alle eingegangenen Anrufe direkt auf der Website abhören und verwalten..

(Fast) kostenlose internationale Anrufe via lokale Telefonnummern bietet Jangl. Derzeit unterstützen werden Anrufe aus und nach über 30 Ländern. Jangl ist noch kostenlos, aber im Laufe der Zeit rechne ich damit, dass die Nutzer zur Kasse gebeten werden.

Wenn Sie eine geringe Monatsgebühr nicht stört, dann liefern Ihnen Privatephone und andere Dienste wie Tossable Digits richtige Wegwerf-Telefonnumern mit Zusatzkomfort, wie zum Beispiel Rufweiterleitung an Ihre «echte» Nummer oder Call Screening: Anrufer müssen dem System in jedem Fall ihren Namen nennen, Sie werden zurückgerufen und können anhand der Meldung entscheiden, ob Sie «da» sind oder nicht. Einige Unternehmen haben sich sogar mit Mehrwertdiensten auf bestimmte Anwendungsfälle spezialisiert, wie etwa MyAdBox auf Online-Verkäufe und -Bewerbungen.

David Berlind hat drüben bei ZDNet.com eine tolle Zusammenfassung zu Wegwerf-Telefonnummern geschrieben, einschließlich einer Anbieterliste für die USA.

In Großbritannien / UK wird das Angebot schon dünner: Privacy Numbers vergibt Wegwerfnumern und leitet alle Anrufe auf Ihren Festnetzanschluss oder Ihr Handy weiter. Vermutlich zahlt der Anrufer eine höhrere Minutengebühr dafür. Safe Talk (Staysafe) will sofort Geld sehen: Sie senden eine SMS, die Ihnen mit £ 1,50 berechnet wird. Per Antwort-SMS bekommen Sie eine Wegwerf-Numer, die für einen Monat alle Anrufe an Ihr Handy weiterleitet. Angeblich kann man diese Nummern auch stilegen oder zeitlich verlängern, die Website gibt aber diesbezüglich keine Hinweise.

In Deutschland bleiben Angebot und Komfort recht übersichtlich. Momentan kenne ich nur zwei Anbieter (einmalnummer.de und Wegwerf-Nummer), die fast gleich arbeiten: man bekommt eine 0180er-Nummer, die für einen Tag bis einen Monat auf den eigenen Anschluss weiterleitet. Der Anrufer zahlt.

Teurer Spaß: Wegwerf-Geschäftsadressen

Wenn es ein simples Postfach nicht tut, dann kann man unter Hunderten von Sekretariatsservices wählen, die zum Teil sogar kleine Arbeitsplätze an hochexklusiven Adressen zeitvermieten. Für meinen Geschmack rechnet sich das nicht, temporäre Büros sind einfach für Privatleute oder Selbständige zu kostspielig.

Es gibt aber zumindest auch Anbieter, die einfach den sprichwörtlichen Briefkasten mit exklusiver Anschrift an illustren Orten vermieten, zum Beispiel in London, Berlin (und anderen Städten in Deutschland) oder Beijing. Meist gehört auch das Briefe öffnen, scannen und emailen sowie das Weiterleiten von Faxen zum Angebot. Trotzdem: Sie bezahlen eine Menge Geld für eine solche Fassade. Nehmen Sie hier besser einen lokalen Anbieter, dem Sie vertrauen und der seine Sache ordentlich macht. Das mit Beijing glaubt Ihnen sowieso keiner, oder?

Mein Rat

Benutzen Sie nur kostenlose Dienste. Vermeiden Sie Konfigurationsorgien. Und vergessen Sie niemals, dass alle Anbieter ganz eigene Interessen verfolgen - geben Sie keinerlei Daten weiter, die nicht in fremde Hände gehören.

Ohne weiteres sollten Sie einfach niemandem vertrauen, den Sie im Internet «kennen» lernen. Sogar dieser Artikel wurde eigentlich von meinem Hund geschrieben...

Kennen Sie noch mehr interessante Dienstleister zu diesem Thema, in Deutschland? Dann schreiben Sie mir doch bitte unten einen Kommentar dazu!

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Wenn Sie diesen Artikel hilfreich fanden, gefällt Ihnen vielleicht auch der Rest der Miniserie Schütze Deine Inbox.

 


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